
Kritiken

Die kluge Jungfer
benimmt sich daneben
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Mit
einer Fabel von James Thurber fing alles an. Schüler und Schülerinnen
der Robert-Koch-Oberschule führten "The very proper gander"
(Der anständige Gänserich) auf - auch zu verstehen als "Propaganda".
Nicht alle Zuschauer konnten englisch, und so verlegte man sich auf andere,
gerade im Schülertheater oft vernachlässigte Darstellungsmittel:
Mimik, Gestik und Musik. Daraus entwickelte die von Ilka-Cordula Felcht
angeleitete Gruppe "The Wild Bunch" eine Bildersprache, die
weit über gewöhnliches, unbeholfenes Schüler-Spiel hinausgeht.
Seit mehr als zehn Jahren besteht nun die AG, hier arbeiten die Interessiertesten
aus den regulären Kursen auf freiwilliger Basis zusammen..
"Geschichten
auf der Bühne erzählen, Geschichten von uns, das ist mein Motor
für diese Arbeit", sagt Ilka-Cordula Felcht. Als Vorlage dazu
dient vielleicht eine eigene "Kurzfassung" von "Hamlet"
oder ein ganz einfaches Märchen, auch schon mal ein Stummfilm. In
Improvisationen spielt man sich an das Thema heran, zunächst ohne
eine realistische Szenenvorstellungen. Der Satz "Das ist nicht möglich"
etwa kann Anlaß für die vielfältigsten Körper- und
Kommunikationsübungen sein. "Warm ups" mit Gymnastik- und
Atemtraining sind Voraussetzungen für bewußte Körperempfindungen,
von denen auf die "innere Haltung" geschlossen wird.
Tabus
gibt es dabei nicht. Theater darf alles sein, was die cleane und coole
Alltagspose verbietet: laut, dreckig und häßlich. "Die
kluge Jungfer", die jüngste Produktion des "wilden Haufens",
plädiert so für eine Art "neue Liebesunordnung", in
der alle Gefühle ernstgenommen werden. Um die Hand der "wunderschönen,
aber starrköpfigen" Königstochter bewerben sich drei Freier,
und entgegen der in allen deutschen Schlagern verordneten Entscheidungskonvention
will sie auch alle drei.
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Trotzdem,
eine "Bettszene" erschien der Guppe dann doch nicht angemessen,
vor allem, weil hier die Unterschiede zwischen den Altersgruppen bedeutsam
wurden. Neben Siebtkläßlern gibt es auch Dreißigjährige,
die der Theaterarbeit nach dem Schulabgang treu blieben.
Der
Ruf der Gruppe ist mittlerweile über die Grenzen Kreuzbergs gedrungen,
regelmäßig tritt sie bei der Theaterwoche Korbach auf. Besondere
Furore machte 1990 "Das Kabinett des Dr. Caligari", in dem die
Ästhetik des Stummfilms auf raffinierte Weise auf die Bühne
übertragen wurde. Neben englischem, holländischem und - neuerdings
- auch polnischen Jugendaustausch gab es Einladungen zum europäischen
Jugendtheater-Treffen im belgischen St. Vith - eigentlich eine Profi-Veranstaltung.
Und zwei Mitglieder befinden sich zur Zeit tatsächlich in der prfessionellen
Schauspieler-Ausbildung. Doch für die meisten steht die Schule im
Mittelpunkt und nach dem Abitur eine "normale" Ausbildung.
Dabei
wäre es hilfreich, wenn auch das Gymnasium diese Arbeit als Ausgleich
zur trockenen Kopfarbeit noch stärker akzeptieren würde, zumal
sie Disziplin und Engagement verlangt, soziale Fähigkeiten fördert
und - ganz nebenbei - auch noch beachtliche künstlerische Leistungen
hervorbringt. Ilka-Cordula Felcht hält sie als Einübung in Stehvermögen
und Konfliktfähigkeit gerade in Kreuzberg für eminent wichtig.
"Es gibt so viele Anti-Gewalt-Programme", meint sie, "aber
wer Theater spielt, schlägt niemand zusammen."
Isabel
Herzfeld
DER TAGESSPIEGEL ,17.12.1993
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Eine "kluge
Jungfer"
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Korbach
. Eine vielbeachtete Aufführung von "Die kluge Jungfer"
- frei nach Fernán Caballero - gab es im Rahmen der Theaterwoche
in Korbach zu sehen.
Ideenreich
The Wild Bunch
(der wilde Haufen), eine Theater-AG des Robert-Koch-Gymnasiums in Berlin,
brachte das Stück in einer ideenreichen, nonchallanten Inszenierung
von Ilka-Cordula Felcht auf die Bühne, in der das Wort zugusnten
von Mimik, Gestik und Körpersprache zurücktrat. Manche Szenen
waren fast ballethaft choreographiert. Kongenial die Musik dazu von
Birgit Wieland und Lucas Illing.
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Dreierbeziehung
Eine Frau und
drei Männer. Das gibt es nicht nur im Märchen. Aber als Märchen
ist dieses Stück aufgebaut und in Szene gesetzt.
Wie im Leben, so muß
die Geschichte auch im Märchen tragisch enden. Es ist schon bemerkenswert,
wie ernsthaft Felcht sich mit diesem Thema auseinandersetzt und es dabei
in eine Form bringt, die die Heiterkeit der Zuschauer aufs äußerste
erregt. Wenn zum Beispiel der Vater sagt: "..., sagte der Vater",
dann wirkt das schon fast surrealistisch.
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Profihaft
Nici Albrecht,
die die kluge Jungfer spielte, muß herausgehoben werden. Sie spielte
ausdrucksstark, fast wie ein Profi. Die manchmal absichtlich zu dick
aufgetragene Naivität der Jungfer wirkte, weil komisch, dennoch
glaubhaft. Sie ist ein echtes Talent, das sich vielleicht der Bühne
ganz zuwenden sollte.
Gefeiert
So wurde das
Stück und die darstellerische Leistung des ganzen Ensembles vom
recht zahlrechen Publikum am Ende stürmisch bejubelt.
Manfred Büsching
Korbacher Stadtanzeiger , 14.Mai
1994
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Tolles
Theater ohne große Worte
KORBACH
(kh.) "The Wild Bunch" aus Berlin - vom Titel her, ein "Wilder
Haufen", bei der Aufführung in der Korbacher Stadthalle jedoch
ein absolut harmonisches Ensemble, das durch große Spielfreude
und ungeheure Musikalität das Publikum in seinen Bann zog.
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Die
Geschichte von der klugen Jungfer, das ist ein zauberhaftes Märchen
von einem Mädchen, das drei Männer heiraten will. Die Jungfer
ist frech und gerissen, denn sie schafft es, ihren Vater zu überzeugen.
Siehst Du, ich brauch' sie alle drei", behauptet sie am Ende selbstsicher.
Doch
bis es soweit ist, werden die Freier natürlich erstmal auf die
Probe gestellt. Geschenke sollen sie bringen, die auf der Welt einmalig
sind. Ein alter Mann hilft dabei: Er verkauft Freier Nummer eins einen
Spiegel, der einem genau das zeigt, was man sehen will. Freier Nummer
zwei bringt als Brautgeschenk einen Zaubertrunk mit nach Hause, der
Tote wieder zum Leben erwecken kann, und der dritte Werber ersteht vom
gleichen alten Mann einen Koffer, der seinen Besitzer in Null Komma
nichts an jeden gewünschten Ort dieser Erde bringen kann.
Während
die drei Männer unterwegs sind, stirbt die Jungfer jedoch vor Kummer
und Gram. Und so kommen just alle drei Geschenke zum Einsatz. Die "männertolle"
Braut lebt, und der Vater willigt in die Dreierhochzeit ein.
Doch
was heißt hier eigentlich "männertoll"? Der Vater,
der sich selbst gern als Moralapostel sehen würde, begegnet dem
anderen Geschlecht auch nicht gerade mit Abneigung. Er treibt seine
Spielchen mit einer Postbotin und zwei kecken Hausmädchen.
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Eine
Handlung, von der man vielleicht im ersten Moment meinen mag, sie gebe
wenig her, es handele sich dabei um den Stoff, aus dem nahezu jedes
Märchen gemacht ist. Der "Wilde Haufen" aus Berlin belehrte
die zahlreichen Zuschauer jedoch schnell eines Besseren. Die Laienspieler,
obwohl das Wort Laie fast nicht mehr gerechtfertigt ist, füllten
diese Story mit Leben, mit Phantasie und großer Motivation.
Jede
Rolle schien dem einzelnen auf den Leib geschneidert. Kein Wunder, denn
jeder Spieler hatte seinen Part fast vollständig selbst kreiert,
viel Eigenes mit hineingesteckt. Vorgegeben war lediglich die Rahmenhandlung.
Und trotz der guten schauspielerischen Einzelleistungen war das Zusammenspiel
riesig. Da gab es keinen Durchhänger, da fiel keiner aus der Rolle,
es paßte einfach alles.
In
der Aufführung war zudem ein stetiger Wechsel aus Bewegung und
Verharren, im Vordergrund standen Gestik und Mimik. Lange Dialoge und
große Worte blieben außen vor. Schön unterstrichen
wurde diese Aufführung von zwei Musikern an Klavier und Querflöte,
die es neben den Schauspielern schafftgen, das Publikum in eine fröhliche
und gelassene Stimmung zu versetzen.
Am
Ende gab es jedenfalls langanhaltenden Applaus. Einige der Spielerinnen
und Spieler standen vor Freude die Tränen in den Augen. Sie wußten,
wie gut sie gewesen waren.
Kerstin Hälbig
Waldeckische Landeszeitung
, 14.Mai 1994
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Wunschzettel
einer Frau: Drei Männer
St.
Vith. - Spielfreude, viel Bewegung, passende Live-Musik, guter Rhythmus
und hohes Tempo kennzeichneten die Aufführung "Die kluge Jungfer"
des 18köpfigen quirligen Kreuzberger "The Wild Bunch"
(englisch für "Wilder Haufen") am gestrigen Montagnachmittag
in der gut besetzten Aula des Athenäums von St.Vith.
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Drei
Verehrer bewerben sich um die Gunst eines jungen Mädchens. Ihr
Vater lehnt ab und schict die drei in die weite Welt auf die Suche nach
etwas Einzigartigem. Sie finden und kaufen dort: einen Spiegel, in dem
man die erwünschte Person sehen kann; einen Balsam, der Tote zum
Leben erweckt und einen Koffer, der einen an jedes gewünschte Ziel
bringt.
Auf
Freiersfüßen
Im
Spiegel entdecken sie das tote Mädchen und den trauernden Vater,
mit dem Koffer reisen sie zu ihr und erwecken sie mit dem Balsam zu
erneutem Leben. Sie beweist damit ihrem Vater, daß sie alle drei
Freier braucht...
"The
Wild Bunch" unter der Regie von Ilka Felcht existiert als freie
Theater Arbeitsgemeinschaft am Robert-Koch-Gymnasium in Berlin-Kreuzberg
seit über zehn Jahren. Sie bevorzugt die nichtverbalen, körperlichen
und musikalischen Ausdrucksmittel.
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Spiel
und Distanz
Empfangen
wurde das Publikum durch ein mehr oder weniger statisches Bild, das
sich aber sehr rasch in Leben verwandelte, sobald das Publikum installiert
war. Drei Engel (Angeli(ae) exmachina?) mit Feder-Fächern bestimmen
mit ihrem Erzählten den Ablauf der Handlung. Piano und Querflöte
begleiten dies alles hervorragend: gut ausgewählte Klavier-Etüden,
ja sogar auszugsweise George Gershwins "Raphsody in Blue"
wurden dazu bemüht. Die durch die Figuren erzählten Passagen
schaffen die notwendige Distanz zum Spiel.
Respektlosigkeit
Musik,
Tanz, rasche Bewegungsabläufe stehen im textarmen Bühnengeschehen
zentral. Selbst die drei anregenden "Traum"-Frauen vermochten
nicht, den Vater in seiner Entscheidung umzustimmen. Statt dessen gipfelt
die Vater-Tochter-Beziehung in einen "handfesten" Generationskonflikt.
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Ein
deutlicher, aber schnell vorübergehender Bruch in der Bühnenleistung
wurde allerdings spürbar, nachdem ein gutes Dutzend ebenso unüberhörbar
wie unübersehbar zuspätgekommener Schüler sich in die
erste (!) Reihe niedergesetzt hatten. Welch ein Respekt den Schauspielern
gegenüber!
Langer
Applaus war schließlich die verdiente Belohnung für eine
rundum gelungene Aufführung.
Helmut
Hilgers
GRENZECHO
, 09.11.1993
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Bericht
über die Korbacher Theaterwoche '94 (Auszug)
(...)
Bearbeitete
Märchen bildeten mehrmals die Grundlage für dass Spielgeschehen.
"The Wild Bunch" /Berlin bediente sich eines spanischen Märchens
von Fernan Caballero "Die kluge Jungfrau"; die Geschichte
eines Mädchens, das alle drei Freier heiraten will. Eine köstliche
Fabel. Eigensinnig beharrt die Tochter auf ihrem Wunsch; der Vater ist
entsetzt über diese Unmoral. Im Traum vergnügt er sich aber
mit der Postbotin und den beiden Hausmädchen. Die Freier sollen
Geschenke bringen, die auf der Welt einmalig sind. Der eine erhandelt
einen Spiegel, der genau zeigt, was man sehen will. Der andere bringt
einen Zaubertrunk, der Tote lebendig macht. Und der dritte ersteht einen
fliegenden Koffer. Wie nützlich diese Dinge sind , erweist sich
am Schluß. Drei Engel beobachten das turbulente Treiben; einer
schießt einen Pfeil ab, und das Mädchen sinkt tot zu Boden.
Die drei Brautgeschenke sorgen für das Happy-End. "Siehst
du, ich brauche sie alle drei!"; jetzt ist der Vater überzeugt.
Das
Spiel kommt so leichtfüßig daher, daß die Zuschauer
beschwingt und heiter den Saal verlassen. Im Orginalmärchen stirbt
das Mädchen. Für die Umgestaltung wurden märchenhafte
Figuren hinzuerdacht. Nicht zum erstenmal begeisterten die Berliner
mit ihrer Spielform, die weitgehend auf gesprochenen Text verzichtet
und sich durch Mimik und Gestik ausdrückt.
(...)
Inge
Peroutka-Häusler
Auschnitt
aus einem Bericht über die Korbach `94
Spiel
& Theater, November 1994

Nachbemerkungen
zum "Theatertreffen der Jugend" '94 Berlin (Auszug)
(...)
-
"Die kluge Jungfer" - "Wild Bunch" Theater-AG am
Robert-Koch-Gymnasium Berlin-Kreuzberg. Dem wilden Haufen, einschließlich
der Spielleiterin Ilka-Cordula Felcht, darf man getrost ein Etikett
aufdrücken: Lustspieler! Erzählt wird immer eine Geschichte,
hier die von der recht unkonventionellen Jungfer, die alle drei Verehrer
als einen Männerharem nimmt, weil sie sich in ihren Eigenschaften
so schön ergänzen. Tja, warum eigentlich nicht, aber halt
ein Märchen! Und weil man schon dabei ist, und auch andere Personen
und deren Darsteller Lust haben, entstehen weritere Einzelgeschichten.
So darf auch der einsichtige Vater - es lebe die Männeremanzipation
und gleiches Recht für alle - auch drei weibliche Wesen um sich
scharen. Die Story beginnt zu wuchern; es entstehen lauter, kleine Gemälde.
Gemalt wird mit den Körpern, die Sprache rduziert sich auf ein
Mindestmaß, akustisch wirken in erster Linie Rhytmus und Melodie.
Der Spaß an der Bewegung und am Aufbau von Tableaus steht im Vordergrund;
da kann es natürlich schon auch passieren, daß man, weil
es halt gar so schön läuft, noch eins dreufsetzt, etwas zu
lange verweilt und das Timing ins Wackeln kommt. Aber die Gruppe, die
da in wohlgeordnetem Chaos über die Bühne bolzt, beherrscht
ihr Handwerk; der Produktion merkt man die Entwicklung aus den Improvisationsübungen
positiv an; die teilweise schon recht "alten Hasen" ziehen
die Neulinge mit, so daß trotz der eindeutigen Stars der Truppe
doch eine äußerst farbige, homogene Ensembleleistung entsteht.
Das Märchen als Mittel, pralle Lebensfülle zu demonstrieren!
(...)
Winfried
Steinl
Ausschnitt
(Theatertreffen der Jungend `94)
Spiel
& Theater, November 1994
Die
Jury über ihre Auswahl (zum Theatertreffen der Jugend):
Man
nehme: ein altes Märchen, zerlege es fein säuberlich in mittelgroße
Streifen, würze es kräftig mit phantasievollen Spieleinfällen,
füge großzügig einen gehörigen Schuß beschwingt-animierender
Live-Musik hinzu und tauche es in ungebändigte Spiellust jugendlicher
Darsteller.
Dieses
Patentrezept garantiert leider nicht zwangsläufig einen lukullischen
Genuß! Im Falle der "klugen Jungfer" kann man sich allerdings
getrost den Spaß auf der Zunge zergehen lassen.
Als
temperamentvolles Bewegungstheater, die Geschichte eines Mädchens,
das sich nicht zwischen drei Freiern entscheiden will, sondern alles
drei nimmt. Ganz vorsichtig berühren sie Sehnsüchte, die wohl
jeder kennt. Mit viel Witz und Verstand, jedoch ohne zu moralisieren,
werden überholte Konventionen kritisiert.
Ö.
Ates

15.
Theatertreffen der Jugend startete mit einer klugen Jungfer
Bis
zum 4. Juni zeigt das Festival zehn Stücke
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Welche
Frau genießt es nicht in vollen Zügen, zahlreiche Verehrer
um sich zu scharen? Gleich mehrmals bewundert und vor allem verwöhnt
zu werden, hält jedoch meist nicht lange an. Denn frau muß
sich für einen Mann entscheiden. So will es unsere Gesellschaft,
und so will es das Gesetz. Als sich der Bühnenvorhang für
das 15. Theatertreffen der Jugend '94 in der Wabe im Prenzlauer Berg
hob, wurde gleich beim Auftaktstück "Die kluge Jungfer"
an diesen Konventionen gerüttelt.
Nach
einem Märchen von Fernan Caballero präsentierten "The
Wild Bunch", die Theater AG am Robert-Koch-Gymnasium in Kreuzberg,
ein phantasievolles Stück Theaterkunst, das sich der Zuschauer
auf der Zunge zergehen lassen konnte.
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Um
die Hand eines Mädchens, eigensinnig und selbstbewußt, halten
drei Freier an. Und - sie will alle drei Männer haben. Aber der
Vater will seine Tochter nur an denjenigen geben, der ihm von einer
Reise das Außerordentlichste mitbringt.
Der
eingebildete Schnösel erwirbt einen Zaubertrunk, das Landbübchen
einen Trunk, der Tote zum Leben erweckt, und der Bauerntölpel einen
Koffer, mit dem man sofort zum auserwählten Ziel gelangt.
Inzwischen
ist die holde Jungfer aber ermordet worden, der Vater trauert. Die Wunderutensilien
führen die drei Verlobten jedoch zum Mädchen zurück und
erwecken es zum Leben. Das Ende: "Vater, siehst Du nun, daß
ich alle drei brauche?", so die Tochter, während der Vater
sich von der Postbotin, dem Hausmädchen und der Putzfrau verwöhnen
läßt...
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Viel
Text wird dem Publikum nicht geboten, und für die wenigen Einlagen
sind hauptsächlich drei Engel zuständig, die den Lauf der
Dinge übrigens bedeutend beeinflussen. Dafür glänzt das
Stück durch Mimik und Temperament der 14- bis 18jährigen.
An typisches Schülertheater erinnert diese Vorstellung nicht, denn
sie zeigt beachtliches Niveau.
(...)
Valerie
von Schulthess
Berliner
Morgenpost
(29.
Mai 1994)
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Erst
mal toben
Bienenfleißig:
15. Theatertreffen der Jugend eröffnet
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Pünktlich
zum Prolog begann es zur regnen. Durch den Ernst-Thälmann-Park
strich der Wind, die auf dem weitläufigen Gelände verstreuten
Kultur- und Veranstaltungshäuser lagen da wie am Strand angespülte
Wale. Ein der Verpflegung und Kommunikation dienendes Zelt glich einem
verwaisten Ort im Nirgendwo. Drüben in der Wabe aber, diesem bienenstockartigen
Gebäude, wuselte die Theaterjugend erwartungsfroh durcheinander.
Eben
noch, im ritterlich-nostalgischen Turmzimmer des Kulturhauses am Prenzlauer
Berg, hatte Ulrich Eckhardt, der Intendant der Berliner Festspiele GmbH,
bei einer Pressekonferenz von den "idealen Bedingungen" geschwärmt,
die dem 15. Theatertreffen der Jugend heir geboten würden. Und
Christel Hoffmann, die Leiterin des Festivals, hatte etwas pathetisch
ausgerufen: "Das Theater lebt."
Gern
und geduldig ließen die aus deutschen Landen angereisten Jugendlichen
die unvermeidlichen Reden eines Senats- und eines Sprechers des Bundesbildungsministeriums
über sich ergehen. Schließlich stehen diese Institutionen,
das wußten die Kids, dafür ein, das das Festival der vermeintlich
besten Schüler- und Jugendtheater jedes Jahr wieder einen finanziell
gut ausgestattete Reise nach Berlin wert ist. Daran soll sich, so war
aus offiziellem Munde zu hören, auch nichts ändern. Zu wichtig
sei das Theaterspiel, wie Bundesminister Laermann mit Rückgriff
auf Schiller in einem Grußwort schreibt, zur "Ausbildung
des Empfindungsvermögens" und zur Entwicklung der "mannigfaltigen
Anlagen".
Die
in der Wabe angetretene Auswahl - von 190 in Augenschein genommen Theaterproduktionen
wurden schließlich zehn für festivaltauglich erklärt
- vernahm dies alles mit halbem Ohr und wartete nervös kichernd
auf ihren Auftritt. Denn bevor "The Wild Bunch" , die Theater-AG
des Robert-Koch-Gymnaisums aus Kreuzberg, ihre Bühnenfassung des
Caballero-Märchens "Die kluge Jungfer" als ersten Beitrag
zeigen durfte, konnte sich jede Gruppe erst einmal einige Minuten auf
der Bühne austoben. Daß dabei von zwei zur Auswahl stehenden
Texten sich leider fast alle für jenem vom schreienden Kind und
den verzweifelt-genervten Eltern entschieden hatten, was machte des
schon. Der Spaß war jedenfalls riesengroß.
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Doch
dann kam die Gruppe DIN aus Meerane, und mit ihr hatte der Klamauk ein
Ende. Plötzlich nämlich (sic!) traktiert eine vom ewigen Kindergeschrei
verstörte Mutter ein als Endlosgeplärr fungierendes Tonbandgerät
mit Tritten und schließlich sogar mit der Axt. Derweil zitiert
ein anonym-voyeuristischer Mob genüßlich aus den Boulevard-Gezatten
Balken-Überschriften wie "Folterkammer Wohnzimmer". Bamberg
läßt grüßen.
Weil
so viel Wirklichkeit schmerzt, versuchte "The Wild Bunch"
es dann mit minisch-gestischer Leichtigkeit. Doch "Die kluge Jungfer",
seien wir ehrlich, ist nicht vile mehr als ein von Klavier- und Flötenmusik
begleitetes Getobe. Und wären unter den 19 Darstellern nicht diese
beiden außerordentlichen Bühnenbegabungen, die Parabel von
der Kraft der Wünsche (und seien es auch drei Männer für
eine Tochter) wäre wahrlich kaum der Rede wert. Zwei Mädchen
aber, ein für ihr Alter sehr großes und ein für ihr
Alter recht kleines, ragen wie Lichtgestalten aus dem allgemeinen Tohuwabohu
heraus. Wenn diese beiden auf der Bühne stehen, ist die leere Spielfläche
plötzlich ausgefüllt. Während die eine ihrem Körper
katzenartig beherrscht, weiß die andere mit minimalen Augen- und
Mundbewegungen wortlose Geschichten zu erzählen.
Für
die meisten der aus Kassel oder Kölleda, aus Frankfurt am Main
oder Mühlhausen angereisten Theatergruppen werden die neun Festivaltage
eine Fete ohne Ende sein, ein bunter Reigen aus flüchtigen Begegnungen
und leinen Flirts, unterbrochen allenfalls von kurzen Theater-Workshops
und kulturellen Stadtrundgängen. Für einige Jugendliche aber
wird das Theatertreffen etwas mehr sein, vielleicht, wie für die
beiden kreuzberger Schülerinnen, ein Stück Offenbarung der
eigenen Fähigkeiten, vielleicht, wie für die Kooperation von
"Phönix" aus Charlottenburg mit "Klaps" aus
dem polnischen Bialystok, ein Stück erprobter Zukunft in einem
Europa des grenzenlosen Miteinanders.
Frank
Dietschreit
Der
Tagesspiegel
(29.
Mai 1994)
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Auch
Gewalt hat eine Faszination
Wieviel
Pädagogik verträgt Schultheater? Bericht vom 15. Theatertreffen
der Jugend
Eigentlich
zu schön, um wahr zu sein: "Unsere Jugend" beschäftigt
sich nicht nur gewaltfrei, sondern - in den heutigen Videoclip- und
Gameboy-Zeiten erstaunlicherweise - auch künstlerisch, nämlich
mit Theaterspielen. Das ist sinnstiftend, ja persönlichkeitsstärkend
und läßt Hoffnungen keimen: Unverbogen, froh und munter werden
sie die Zukunft in die Hand nehmen, diejenigen, die jetzt beim 15. Theatertreffen
der Jugend in Erscheinung treten.
Sie
sehen aus wie blankgeputzte Engelchen, manchmal mit wildem Haar und
jugendlich-trotzigem Blick, dennoch unschuldig und mit modischen Accessoires
behangen. Auf der Bühne versrühen sie einen naiven, unbekümmerten
Charme, wie er auf den Bühnen der Off-Szene meist schmerzlich vermißt
wird. Die Theatergruppe des Berliner Robert-Koch-Gymnasiums (Kreuzberg)
"The Wild Bunch" ist das beste Beispiel dafür: Die SpielerInnen
sind zwischen 13 und 23 Jahren alt und wickeln einen mit dem Märchen
"Die kluge Jungfer" zum Auftakt listig, mit Witz, Tempo, Ironie
und vor allem Lust am Spiel und Stilbruch gnadenlos ein.
Nach
dem Spiel überrascht man diese Jugend dann in eifrigen Diskussionen
über das Theater und manchmal mitten im Austausch wilder, erstmals
öffentlichlich demonstierter Knutscherei. Zen von 188 schauspielernden
Schulgruppen, das heißt 150 Jugendliche zwischen neun und 25 Jahren,
sind aus Städten und Provinzen, sicher teils sorgenvoll von den
Eltern entlassen, in den Großstadtmoloch Berlin gereist, um ihr
Bestes zu geben - oder, um es mit den Worten der Leiterin des Treffens,
Dr. Christel Hoffmann, zu sagen, zwecks "Standortbestimmung des
Schultheaters und der Theaterpädagogik."
Ach
ja, richtig, die Pädagogik!
Die
Verbindung Schule und Theater klingt nach strengster Auslegung Schillerscher
Ansachuungen, nach Erziehung hoch zwei. Zur Lust am Spiel gesellt sich
flugs die Last - daß uns das keiner vergesse! Das Theater als
Therapie mit aktuellem Stundenplan verzeichnet die unbestritten wichtigen
Themen Gewalt(verhinderung), soziale Ausgrenzung und Ausländerfeindlichkeit.
"Wir sagen Nein zur Ausländerfeindlichkeit! Nous disons non
au rassisme!" Das proklamiert denn auch die Vier-Länder-Gruppe
"Quatre-Quarts" im Prolog ihres Stückes "Trait d'union
- Verbindungsstriche", in der es improvisatorisch und pantomimisch
um soziale Ausgrenzung geht.
Und
dann ereignet sich spät in der Nacht in der Berliner U-Bahn, nicht
auf der Bühne, folgende Szene: Ein betrunkener "junger Herr",
ein sogenannter Red-Skin (mit Aufnäher "Gegen Nazis"),
beginnt zu pöbeln, zu schlägern, schließlich tritt er
seinem Nachbarn mit Springerstiefeln gegen die Schläfen. Einfach
so. "Wir waren froh, daß wir gerade an einer Haltestelle
waren und nichts wie raus konnten", so einer der Leiter der Gruppe
"Quatre-Quarts" in der Diskussion nach er Aufführung.
In Berlin müsse man sich ja nur in die U-Bahn setzen , da bekomme
man Anregung genug...
Das
echte Leben auf der Bühne, das macht sich immer gut - aber was
tun im echten leben, so die Frage aus dem Publikum. Einschreiten? So,
wie es vorher auf der Bühne gezeigt wurde? "Da kann man doch
nichts ausrichten, da muß schon die Polizei her", wehrt sich
einer der Jugendlichen gegen die Vorwürfe. Sein Leiter ergänzt:
Der Punkt sei doch, daß es nach dieser (seiner) von Gewalt befreienden
Theaterarbeit irgendwann kein gewalttätiges Einschreiten mehr brauche,
da solche Szenen nicht mehr vorkämen...
Selbst
wenn man der Vier-Länder-Gruppe aus Belgien, Deutschland, Frankreich
und Luxemburg und auch der deutsch-polnischen Gruppe (Phönix-Theater,
Berlin und Teatr Klaps, Bialystok) zugugte hält, daß sie
aufgrund schwieriger Probenverhältnisse (keine gemeinsamen Ferien
oder schulfreie Samstage), zu kurzer Porbezeiten und der Sprachbarrieren
im Workshop-Stadium steckengeblieben waren und auf einfache Bilder zurückgreifen
mußten (kritisiert wurden trippelnde Chinesen und rundum gute
"Ausländer" bei den Quatre-Quarts), bleibt eine Frage
- unausgesprochen - das Festival über präsent: Wieviel aufrechte
moralische Hilfestellung, wieviel Zeigefingerpädagogik vertragen
ein Schüler- oder Jugendtheater? Und wieviel politischen (Einigkeits-)
Demonstrationswillen vertragen ein Theatertreffen und vor allem die
betreffenden Gruppen, Spielerinnen und Spieler? Beider Gruppen Spiel
nämlich verbreitete - vor allem angesichts der brav vordergründig
demonstrierten und politisch voll korrekten Botschaften - meist eine
gewisse Langeweile. Zu sehr war die lenkende Hand der Pädagogen
zu spüren, und zu groß war die künstlerische Kluft zu
den anderen geladenen Inszenierungen. Für Dr. Christel Hoffmann
rechtfertigt jedoch die Standort-Frage (s.o.) die Einladungen: "Wir
wollen schließlich zeigen, was alles im Schultheater gemacht wird.
Und natürlich war es auch eine politische Entscheidung, diese grenzüberschreitenden
Projekte einzuladen." Wie beim "großen" Theatertreffen
entscheidet also das wunderbar dehnbare Merkmal "bemerkenswert"
über die Einladung.
Wirklich
bemerkenswert und spannend wird es jedoch erst da, wo ein lebendiges,
dreistes Spiel wie bei "The Wild Bunch" entstehen kann. In
der Regie von Ilka-Cordula Felcht bleibt der "unverbogene"
Spaß spürbar, der auch die dunklen Seiten der Spieler zuläßt.
Zum Beispiel eben Aggressionen - "und das muß man auch zeigen,
daß Gewalt eine Faszination hat", so Marcel. Auch Christin
"turnt es total ab, wenn es auf dem Theater immer so brav und eindeutig
zugeht."
Dennoch
hat ihr Spiel eine "befreidene", mit Konventionen brechende
"Botschaft": Die Jungfer braucht partout drei Männer.
Auch der Bewegungstheatergruppe der Ziehenschule Frankfurt/Main geht
es in "Meinwärts" um Frauenbefreiung. Neun Schülerinnen,
von der Punkerin bis hin zur Architektin, Schauspielerin, Hausfrau,
"Verrückten" und der wunderbaren "kleine Geliebten",
winden sich im Tanz mit ihren Stühlen und unter strenger Choreographie
aus ihren Fesseln. Zum Kampf und zeitweisen Scheitern sprechen sie Texte
von Tschechow, borchert, Moholy-Nady, Picasso und Cowling. Auch das
könnte ein schulmeisterlicher Keulenschlag sein, doch die Ideen
der Gruppe und die Regie des einzigen Mannes waren klüger: Sie
setzten auf intelligente Sinnlichkeit.
(...)
Petra
Brändle
die
tageszeitung
2.6.1994

Ich
will alle drei, ...
|
das
ist der Wunsch "der klugen Jungfer". Drei Freier hielten nämlich
vor ihrem Vater um ihre Hand an, und nun soll sie sich entscheiden.
Welchen wählt sie aus? Sie läßt ihren Willen, alle heiraten
zu wollen, verkünden. Unter uns hegen sehr wahrscheinlich auch
einige solch einen Wunsch. Der Vater schickt nun alle drei auf den Weg
etwas Außergewöhnliches und Einzigartiges zu finden. Inzwischen
wird unsere schöne Jungfer ermordet. Ein Anbeter ihrerseits sieht
dies durch einen erworbenen Spiegel, der eine Person freier Wahl zur
Beobachtung stellt. Der zweite fliegt daraufhin samt seinen Konkurrenten
mit Hilfe eines fliegenden Teppichs, der die Form eines Koffers hat
(oder hat sonst der fliegende Koffer die Form eines Teppichs??? d. Säzzer...),
zu ihrer Angefreiten, um dann den dritten einen Trunk verabreichen zu
lassen, der Tote zum Leben erweckt. Dies ist der Beweis: die kluge,
schöne und manchmal auch dickköpfige, in unseren Augen nachstrebenswerte
Jungfer braucht im Endeffekt alle drei Männer!
|
Die
Gruppe meint über sich, daß sie durch mitunter 13-jährigen
frischen Schwung in die Theaterstücke bekommen. Als schade empfand
ich es daher, daß ich oft den Sinn mancher Handlungen nicht verstand.
Beispielsweise führten drei Engel durch das Stück, ihren eigentlichen
Daseinsgrund enträtselte ich nicht. Ein weiblicher Engel schien
von einem der Freier hingerissen zu sein und flirtete so aufeinmal auf
der Erde. Ein zweiter, der fortwährend zwei Flügel vor dem
Gesicht trug, erschoß die Jungfer von seinem aufgebauten Himmel
während eines Streites mit dem Vater mit einem Revolver. Seltsam
schien mir, daß jedem zusätzlich zu seiner Rolle eine Art
Erzählersatz in den Mund gelegt wurde. Die tolle schauspielerische
Leistung der Theater-AG des Robert-Koch-Gymnasiums faszinierte mich.
Insgesamt eine gelungene Aufführung.
Julia
Glasewalk
Arterie
29.05.1994
|
I'M
SO HAPPY oder EIN WILDER HAUFEN
Wild,
bunt, schrill - und sonst nichts weiter?
Zumindest
war's ein toller Spaß.
Eine
wilde Jungfer, drei dämliche Freier, ein paar Engel (die Flügel
auf dem Rücken oder in der Hand), dann noch der Vater, der wohl
auch eine ganze Menge unbefriedigter Bedürfnisse hatt, eine lüsterne
Hexe, Postbotin und Kellnerin, ein alter Mann mit einem geheimnisvollen
Koffer, noch ein paar Statisten...
Ein
Märchen, wie es schöner nicht sein konnte. So ausgelassen
und voller Energie, unkonventionell in jeder Hinsicht, untermalt von
fröhlicher Musik, es war einfach - erfrischend.
Kommen
wir nun zu der Frage "Was wollte uns dieses Theaterstück sagen?"
Also, die Intention war folgende:
...Die
Moral von der Geschichte: Leb' den Leben, sei fröhlich, nimm dir
so viele Freier wie du brauchst, nimm alles nicht ganz so ernst, vergiß
diese ganzen düsteren, tiefgründigen, wahnsinnig anspruchsvollen
Theaterstücke, davon gibt's doch eh' schon genug...
THE
WILD BUNCH machen Theater, weil es ihnen Spaß bringt, nicht mehr
und nicht weniger.
Man
muß ja nicht an jedes Theaterstück - besonders wenn es von
jungen Leuten gemacht wird- den Anspruch stellen, irgendeinen tieferen
Sinn zu beinhalten.
WILD
BUNCH ist eben WILD BUNT BUNCH, das ist ihr Stil, und zumindest auf
mich hatte ihr Stück eine wohltuende, entspannende Wirkung (nach
den für mich teilweise etwas deprimierenden KIND SCHREIT - Verunglimpfungen).
Ach
ja, und dann war da noch der Engel, auf dessen T-SHIRT geschrieben stand:
"I'm not a tourist, I'm living here".
Kein
Kommentar.
Sebastian
Wallmann
Arterie
29.05.1994
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