aus den Metamorphosen IV28 - VI24 des Lucius Apuleius

 

 

Die Geschichte von Amor und Psyche läßt der römische Dichter Apuleius einer unglücklichen Braut erzählen, die gerade aus den Armen ihres Bräutigams gerissen wurde.
Der tröstenden Kraft dieser Liebe und der Liebesgeschichte wollen wir nachgehen um Verbindungen zu suchen zwischen diesem alten Mythos und unseren „jungen Themen heute”. Den Figuren, den guten wie den bösen, geht es um die immer wiederkehrende Suche nach Glück, Schönheit, Liebe und Reichtum, wobei Neid, Eifersucht, Mißtrauen und „haben-wollen” die ungeliebten aber treuen Wegbegleiter sind.

Auch die Götter erleben und erleiden in diesem klassischen Stoff menschliche Gefühle, allen voran Venus, die Göttin der Liebe und der Schönheit, deren Eifersucht für heftige Hindernisse sorgt und ihr Sohn Amor und dessen Freude daran, Verwirrung in Liebesangelegenheiten zu stiften.

Der Fluch der Venus beim Tode ihres liebsten Adonis besagt, daß in Zukunft jede Liebe neben der Süße auch Bitterkeit haben soll, daß sie begleitet werden wird von tiefem Leid oder gar Krieg und anderen Greueln. Die Zukunft hat schon begonnen ...


 

Der Fluch der Venus

Doch da du tot bist sei es prophezeit:

Daß fürder Liebe stets in Leid sich wendet,
Daß Eifersucht ihr ständiges Geleit
Und süßer Anfang schal und bitter endet
bald hoch mal tief doch nie auf ebener Höhe
erreicht nie Liebeslust der Liebe Wehe
Und sie sei falsch, verlogen
Voll Gefahr, erblüht, erblasst im gleichen Atemzug
Im Grunde Gift doch überstreut fürwahr von soviel Süße
Daß verdeckt der Trug
Den Stärksten Leib soll sie am meisten schwächen.

Mach Weise stumm und lehre Narren sprechen
Karg soll sie sein zugleich voll Meuterei.

Sie mache Reife würdelos und toll,
sorgt, daß der Raufbold ruhig und friedlich sei
mach Reiche arm und stopf des Bettlers Beutel voll
sie sei bald rasend und bald blöd und blind
mach Jugend alt und Alte ganz zum Kind
sie sei voll Argwohn wo zur Furcht kein Recht
und voll Vertrauen wo sie bedroht vom Feind
bald allzu sanft, bald streng und ungerecht
am falschesten wo sie am wahrsten scheint
sie sei verderbt indem sie treu sich zeige
Macht Tapfere zittern macht zu Helden Feige
Sie zeuge Krieg und Greuel ohne Tat und Zahl
Entflammt zum Zwist des Sohns, des Vaters Blut
Sei Sklave jeder Laune, jeder Qual
Wie dürres Holz auflodert in der Glut

Weil Tod im Lenz erschlug den Liebsten mein
Soll tiefste Liebe fortan glücklos sein.

 

 

 

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